02/07/2024 0 Kommentare
Licht im Schuldendunkel
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Licht im Schuldendunkel
Brunsbüttel – Es ist so schnell passiert: Da ist zunächst der Handyvertrag, sind ja nur 30 Euro im Monat, dann kommt der Kredit fürs Auto, eine Null-Prozent-Finanzierung, da muss man ja einfach zuschlagen!, und dann noch der Fernseher, heute kaufen, in sechs Monaten zahlen – und schwupps ist es passiert: Miete, Strom, Versicherungen, das alles wird gleich am Monatsanfang abgebucht, und am Ende reicht es einfach nicht mehr zum Leben.
„Es trifft besonders die 30- bis 40-Jährigen“, weiß Alis Rohlf, Leiterin der Schuldner- und Insolvenzberatung Lichtblick in Büsum. 24 Prozent der Ratsuchenden kommen aus dieser Altersklasse, die 20- bis 30-Jährigen sind mit 22 Prozent vertreten. „Es werden immer mehr Jüngere“, sagt sie. Darum hat der Verein, den es nunmehr seit 30 Jahren gibt, auch besonders die Präventionsarbeit in Schulen und Berufsschulen im Blick. Auf der anderen Seite kommen auch immer mehr über 60-Jährige, die mit dem Renteneintritt feststellen müssen, dass das geringer gewordene Einkommen nicht reicht, die bestehenden Kredite abzuzahlen.
Fast die Hälfte der beratenen Personen erhalten Sozialleistungen. Für sie ist es besonders schwer, einen Weg aus der Schuldenfalle zu finden. Die Mitarbeitenden von Lichtblick versuchen zunächst, Ordnung ist das Gewirr von Rechnungen und Mahnungen zu bringen, einen Überblick über Einnahmen und Ausgaben zu bekommen und dann gemeinsam mit ihren Klienten zu überlegen, was gehen kann. Oft ist eine Privat-Insolvenz der einzige Ausweg: Nach bis zu sechs Jahren „Wohlverhaltens“ und je nach Einkommenshöhe Zahlung eines bestimmten Betrages oder aber auch ohne Abzahlung kann ein Neuanfang ohne Schulden gemacht werden. Die Schuldnerberatung hilft bei den Antragsverfahren, spricht mit Gläubigern und begleitet das Verfahren. „In existentiellen Situationen, wenn zum Beispiel die Stromsperrung droht, sind die Betroffenen oft völlig handlungsunfähig“, sagt Alis Rohlf: Sie lassen Rechnungen liegen, kümmern sich nicht mehr um Kündigungsfristen und können aus eigener Kraft kaum mehr etwas regeln. „Schuldnerberater sind die Zehnkämpfer der Sozialarbeit“, sagt Rolf Schulz, der Vorsitzende des Vereins. Sie müssen Kenntnis haben im Verbraucherschutz, in juristischen, pädagogischen und psychologischen Fragen und natürlich im Sozialrecht. Eine gute Vernetzung ist nötig, und sie ist in Brunsbüttel gegeben: Der Verein Lichtblick arbeitet unter dem Dach von Kirche und Diakonie. Er kann, wenn gewünscht, weitervermitteln und sorgt durch die kurzen Wege für schnelle Hilfe ohne Hürden.
„Schön wäre, wenn die Menschen etwas früher kämen“, sagt Alis Rohlf, denn ein Insolvenzverfahren sei schwierig und langwierig. Auch die Einrichtung eines Pfändungsschutz-Kontos sei mit einem Schufa-Eintrag verbunden. Bevor die Falle zuschnappt, könnte eine Budget-Beratung helfen: Gemeinsam überlegen dann Betroffene und Berater, wie die Ausgaben gesenkt und die Einnahmen erhöht werden können. „Gerade ältere Menschen schöpfen nicht immer ihre Ansprüche aus“, so Rohlf.
Die Schuldner- und Insolvenzberatung ist grundsätzlich kostenlos und finanziert sich über Drittmittel. Immer donnerstags wird eine offene Sprechstunde von 9 bis 11 Uhr in der Küferstraße 8 angeboten. Darüber hinaus werden Beratungsgespräche nach vorheriger Vereinbarung geführt. Weitere Informationen gibt es unter www.lichtblick-dithmarschen.de
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