02/07/2024 0 Kommentare
Ein Leben für die Kirche
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Ein Leben für die Kirche
Nindorf – Er sieht gar nicht aus wie einer, dem hohe Würden zuteil werden. Jürgen Winter, pensionierter Justiziar, hat sich zwar extra in Schlips und Sakko geworfen, aber von Selbstgefälligkeit kann keine Rede sein. Sachlich ist er, für Sachlichkeit ist er immer eingetreten. Seit 31 Jahren arbeitet er ehrenamtlich in kirchenleitenden Funktionen, da wurde Sachlichkeit und Sachverstand gefordert. Beides brachte Jürgen Winter mit. Dafür wird ihm am 5. Dezember, dem 2. Advent, im Meldorfer Dom die Bugenhagen-Medaille der Nordelbischen Kirche verliehen.
„Ich bin der Meinung, dass andere würdiger wären“, sagt Jürgen Winter. Er habe sich Bedenkzeit erbeten, als er von seiner Nominierung erfuhr. „Da gibt es andere, die bauen wirklich Kirche vor Ort“ – das sagt er, als sei er selbst all die Jahre nur Verwaltungsmensch gewesen. Aber das stimmt keineswegs: Angefangen hat das alles im Jugendkreis Wilster. 25 Jahre spielte Winter die Tuba im Posaunenchor und bildete Anfänger aus. Er war Mitglied im Domchor und singt immer noch in der Kantorei, macht Kirchenführungen, ist ausgebildeter Lektor und arbeitet im Kirchenmusik- wie auch im Dombauverein mit. Aber das alles nur nebenbei. In seinem „Hauptberuf“ für die Kirche war er viele Jahre Kirchenvorstandsvorsitzender in Meldorf, ist jetzt Mitglied des Kirchenkreisvorstands Dithmarschen und der nordelbischen Synode und hat dort verantwortliche Posten im Hauptausschuss und im Finanzausschuss der neuen Nordkirche. Und dennoch, manchmal macht Jürgen Winter sich Sorgen um die Kirche. „Im Moment beschäftigen wir uns zu sehr mit uns selber und mit Strukturen“, sagt er, „wir müssen mehr auf die Menschen zugehen.“
„Ich bin dafür, dass die Pastoren von der Verwaltungsarbeit entlastet werden“, erklärt er seinen Einsatz. Die Stunden hat er nie gezählt, und darüber will er irgendwie auch nicht reden. Seine Frau Siegrid, selber ausgebildete Gemeindehelferin, trägt seinen Einsatz mit, wenn auch manchmal stöhnend. „Aber an sich darf sie sich nicht beschweren“, sagt Winter lächelnd, „sie selbst hat mich ja seinerzeit zur Kandidatur gedrängt.“ Denn auch ihr liegt die Kirche nun mal am Herzen, und ein Stück der Medaille gebührt sicher auch ihr.
„Bugenhagen hat sehr viel Verwaltung gemacht“, sagt Jürgen Winter, „dass er trotzdem bei den Menschen angekommen ist, das bewundere ich.“ In einem feierlichen Gottesdienst, der um 10 Uhr im Meldorfer Dom beginnt, wird Jürgen Winter von dem Bischofsbevollmächtigten Magaard die hohe Auszeichnung verliehen. Die Kantorei wird singen, das muss einfach sein. Es wird viel Lob auf den neuen Würdenträger fallen – auch das kann nicht ausbleiben. Ihm jedoch geht es eigentlich um etwas anderes: um das Lob dessen, der über allem ist.
Text und Bild: Inke Raabe
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