02/07/2024 0 Kommentare
Synode stellt Kinder und Jugendliche in den Mittelpunkt
Synode stellt Kinder und Jugendliche in den Mittelpunkt
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Synode stellt Kinder und Jugendliche in den Mittelpunkt
Albersdorf – Zum ersten Mal wieder in Präsenz, gleichwohl mit detailliertem Hygienekonzept sowie Coronatest für jeden Besucher vor dem Einlass in die Halle22, durchgeführt vom DRK Albersdorf – so tagte die Synode des Kirchenkreises am Sonnabend in Albersdorf. Einen Tag lang beschäftigten sich die Synodalen mit der Kinder- und Jugendarbeit im Kirchenkreis, kamen ins Gespräch mit Kindern und Jugendlichen und ließen sich von Landesjugendpastorin Annika Woydack sowie Irmela Redhead (Beauftragte der Nordkirche für Konfirmandenarbeit) aktuelle Themen und Zahlen an die Hand geben. „Es ist uns wichtig, direkt von Kindern und Jugendlichen zu erfahren, was ihre Wünsche und Bedürfnisse und Erwartungen an Kirche sind, um daran die zukünftige Jugendarbeit in unserem Kirchenkreis auszurichten“, sagte Propst Dr. Andreas Crystall.
Annika Woydack machte klar, dass es nicht „die eine Jugend“ gibt. Jugendliche von heute seien mit dem Handy oder Smartphone von klein auf an groß geworden, und vielleicht auch deshalb sei eine Sehnsucht dieser Generation „nach festem Boden und Orientierung“ groß wie selten zuvor. „Jugendliche von heute haben alle Möglichkeiten, es ist also eigentlich alles da – aber genau das macht es eben auch schwierig“, so Annika Woydack. Wohin man gehöre und „was mein Sinn und Zweck in diesem Leben ist“, sei eine der großen Fragen dieser Zeit. Wo frühere Generationen Jugendlicher noch Wert darauf gelegt hätten, nicht angepasst zu sein oder sich von den eigenen Eltern abzugrenzen, seien Jugendliche heute weitgehend „angepasster und artiger“ - auch sei die Jugendkriminalität deutlich zurückgegangen. Eltern würden als Freunde und Erziehungsvorbilder betrachtet und es gehe nicht mehr darum, so schnell wie möglich von Zuhause auszuziehen. Und auch wenn Kinder und Jugendliche sich in kein klassisches System einsortieren ließen – eine Bewegung wie Fridays For Future verbinde sie und sei Ausdruck einer ganzen Generation. „Damit hat im übrigen auch Kirche ein großes Potenzial, Kindern und Jugendlichen Türen zu öffnen, weil unsere Themen oft dieselben sind“, so Woydack.
Ein Punkt, an den Irmela Redhead anknüpfte: „Das Gute ist zunächst, dass Kirche einen guten Ruf hat. Aber: Es wird von Kirche auch erwartet, sich zu ändern, wenn sie zukunftsrelevant sein will“, sagte Redhead. Denn zu oft habe Kirche keine Antworten auf die Fragen der Jugendlichen oder kenne selbst die Fragen nicht. Es sei ebennicht der Sonntagsgottesdienst um 10 Uhr, der für sie attraktiv sei,
vielmehr seien andere Angebote gefragt. Redhead: „Junge Menschen geben uns selbst an die Hand, was sie begeistert, wir müssen nur explizit ihre Fragen und Bedürfnisse aufnehmen und sie als Individuen angucken. Es muss um sie und ihre Selbstbildung gehen.“ Dabei sei die Einbindung in die Gestaltung von Gottesdiensten wichtig und ebenso, Themen vielfältig und erlebnisorientiert anzubieten und noch stärker als bisher mit jungen Teamern zu arbeiten – „diese sind die Brücke“. Ein besonderer Fokus müsse auf einen attraktiven Konfirmandenunterricht gelegt werden, „denn wer eine langweilige Konfizeit hatte, neigt später eher dazu, aus der Kirche auszutreten“. Konfirmandenunterricht sei eben kein erweiterter Schulunterricht, sondern sollte eine Entdeckungsreise sein und wertvolle Lebenszeit.
Auf das seit dem 1. November in der Nordkirche geltende Kinder- und Jugendgesetz ging Annika Woydack ein und wies darauf hin, dass dieses konkret das Ziel habe, Kinder und Jugendliche einzubinden. So gebe es nun erstmals eine rechtlich verankerte Partizipation, bedeutet: Junge Menschen bis 27 Jahre haben mit dem neuen Gesetz das Recht, an jedes leitende Gremium der Nordkirche einen Antrag zu stellen und darauf eine Antwort zu bekommen. Das Angebot an die Jugendlichen: „Ihr könnt euch einbringen und ihr werdet gehört!“ Außerdem seien alle Gremien verpflichtet, Stellungnahmen aus den Jugendvertretungen in ihre Entscheidungen einfließen zu lassen. Kirchengemeinden und Kirchenkreise müssten eine Kinder- oder Jugendvertretung zur Beteiligung von Kindern und Jugendlichen haben.
Die Ergebnisse der einzelnen Workshops und Diskussionsrunden fasste anschließend Diakon David Göttsche zusammen: Auf der Agenda stehen oft Wünsche der Jugendlichen nach eigenen Räumlichkeiten und Material, aber viel wichtiger noch der Wunsch nach „Toleranz und dem Gefühl, mit unseren Ideen gehört und ernstgenommen zu werden“. Im Kern gehe es dabei um die Wertschätzung der Generationen untereinander, in beide Richtungen. Vorstellbar auch die Gründung eines Fördervereins, der unkompliziert kleinere Anschaffungen und Projekte ermöglichen könne. Oder der Ausbau von digitalen Möglichkeiten, sich auszutauschen und miteinander im Kontakt zu bleiben. Denn, so David Göttsche: „Jugendliche sind eben nicht nur Jugendliche, sondern auch normale Mitglieder ihrer Kirchengemeinde.“ Synodenvizepräses Hans-Ulrich Seelemann betonte, dass all diese Gedanken nun im zuständigen synodalen Austausch konkret bearbeitet werden und Ergebnisse auf einer der nächsten Synoden vorgestellt werden sollen. „Den wir wollen mit den Jugendlichen sprechen und nicht über sie.“
Im Rahmen der Synode stellte sich zudem dass Kinder- und Jugendwerk des Kirchenkreises vor: „Regelmäßig nutzen 500 Kinder und Jugendliche in rund 40 verschiedenen Gruppen unsere Angebote“, sagte die stellvertretende Pröpstin Astrid Buchin, die das Jugendwerk leitet.
Ebenso stellte Anke Schumacher die Familienberatung des Diakonischen Werkes vor, zu der unter anderem Erziehungsberatung, Familienberatung, Ehe- und Paarberatung, Trennungs- und Scheidungsberatung und weitere Angebote gehören.
In seinem Schlusswort betonte Propst Dr. Andreas Crystall, er habe heute „viel Segen gesehen“, aber Segen verpflichte eben auch dazu, dass man ihn hege und pflege. „Wer heute nicht in die Kinder- und Jugendarbeit investiert, investiert nicht in die Zukunft der Kirche“, sagte Dr. Crystall. Und weiter: „Die Zukunft gehört immer der nächsten Generation, und die wollen wir früh in den Blick nehmen und beteiligen.“
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