Sensation in Delve

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Sensation in Delve

Delve – Die Eiderlandschaft hat eine neue Attraktion: Der Glockenturm neben der Marienkirche, der schon liebevoll als „der schiefe Turm von Delve“ bezeichnet wird, ist mehr als 200 Jahre älter als bisher angenommen. Er ist damit der älteste bekannte Glockenstapel auf dem europäischen Festland.

Das hat die Fachleute selber überrascht. „Die Holzschindeln müssen erneuert werden, und in dem Zusammenhang haben wir uns den ganzen Glockenturm angesehen“, erklärt dazu Dr. Heiko Seidel vom Kirchenkreis Dithmarschen. Dabei war schnell aufgefallen, dass es mit den Schindeln allein nicht getan ist: Die Stützen, die den Turm tragen, waren in den 1960er-Jahren ohne Sperrschicht in Beton eingegossen und dadurch marode geworden. Für die erforderliche Sanierungsplanung wurde neben dem Architekten Hinrichs aus Tönning für eine Voruntersuchung der Bauhistoriker Dr. Bernd Adam aus Garbsen dazu geholt. Und der stellte durch eine dendrochronologische Untersuchung das wahre Alter fest: Das Holz für den Glockenstapel stammt aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Die Ursprungseichen wurden um 1349 gefällt. Bisher war man davon ausgegangen, dass der Turm anstelle eines steinernen Rundturms nach1559 errichtet worden wäre..

Woher das Holz kommt, kann man noch nicht genau sagen, so Heiko Seidel. Die Stützen sind etwa 30 mal 30 Zentimeter dick und aus bester Eiche. Unter Umständen sei das Holz „geflößt“, das bedeutet auf dem Wasserweg angeliefert, worden, dann könnte es zum Beispiel aus dem Baltikum kommen. Dies wird sich bei den noch nicht abgeschlossenen Untersuchungen vielleicht noch herausfinden lassen.


Jetzt geht es erst einmal darum, den alten Turm in eine sichere Zukunft zu bringen. Das bedeutet, dass zunächst die Sockel der Stützen vor weiterer Feuchtigkeit geschützt werden müssen. Um sie herum wird der Beton abgeschlagen, eine Sperre – eventuell aus Blei – wird gelegt. Der Schiefstand beträgt übrigens 40 Zentimeter, das ist eine ganze Menge, aber nicht bedenklich. Er entstand dadurch, dass wetterseitig die Stützen jahrhundertelang stärker belastet waren als die übrige Holz-Skelett-Konstruktion. Das ganze Gebilde ist im Laufe der Jahre um 60 bis 100 Zentimeter tiefer in den Grund gesunken, weil einerseits die Erde durch die Beerdigungen immer etwas höher angewachsen ist und andererseits das Holz zusammensackte und von unten wegrottete. Billig wird das nicht, es soll ja auch ordentlich gemacht werden. Auch wenn die Kostenschätzung des Architekten noch nicht vorliegt, wird sicher ein sechstelliger Betrag erforderlich sein – was für die kleine Gemeinde Delve alleine nicht zu schaffen ist. Spenden und Stiftungsgelder werden nötig sein, um den schiefen Turm von Delve für die Nachwelt zu erhalten.

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