Wege aus der Armut

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Wege aus der Armut

Heide – „Gesichter der Armut“ – so war eine Veranstaltung im Heider Bürgerhaus umschrieben, die sich mit dem gesellschaftlichen Wandel, bei dem die Schere zwischen arm und reich immer weiter auseinanderklafft, beschäftigte. Mit Vertretern aus Politik und Gesellschaft diskutierten die Teilnehmenden Ursachen und Folgen dieser Entwicklung. Fast 60 Menschen waren der Einladung gefolgt, darunter Politiker und zahlreiche Fachleute aus den Wohlfahrtsverbänden. Gerhard Wiekhorst, Leiter des Diakonischen Werks, begrüßte die Anwesenden. Er zitierte aus dem dritten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung: „Dauerhafte Abhängigkeit von staatlicher Fürsorge führt zur Verfestigung von Armut – teilweise über Generationen hinweg – und muss vermieden werden.“ Damit gab er gleichzeitig der Veranstaltung eine Überschrift. Die Beteiligten zeigten großes Interesse daran, der Armuts-Problematik nachhaltig entgegenzuwirken. So waren Themen wie Mindestlohn, Grundgehalt und die Schaffung von stabilen Arbeitsplätzen immer wieder vorherrschend in den Gesprächen. Für ein Impulsreferat hatten die Veranstalter Dr. Ursula Müller, Staatssekretärin a. D. gewinnen können. Sie zeigte auf, dass Armut nicht nur ein dringendes Thema in Schwarzafrika und Teilen Asiens ist, sondern auch überschuldete Familien und MinijobberInnen sowie Teilzeitbeschäftigte bei uns davon betroffen sind. Frauenhandel, Prostitution und Migration seien Folgen von Armut, sagte sie. „Mein Hauptanliegen ist, Sie hellhörig zu machen, wenn Sie Statistiken über Armut hören und immer im Auge zu behalten, dass weder Wirtschaftswachstum noch ein hohes Bruttoinlandsprodukt notwendig Ar¬mut lindern, sondern dass es um die Verteilung des Reichtums gehen muss,“ sagte sie. In fünf Arbeitsgruppen diskutierten dann sowohl Fachleute als auch Betroffene miteinander die unterschiedlichen Aspekte. Die Teilnehmer um Waltraud Waidelich vom Nordelbischen Frauenwerk beschäftigten sich mit einer gerechteren Verteilung der Steuern, ein Gruppe um Perke Held (Deutscher Gewerkschaftsbund) diskutierte die besorgniserregende Lohnentwicklung und stellte fest, dass immer mehr Menschen von ihren Gehältern nicht leben können. Rolf Schulz (Diakonisches Werk) und Elisabeth Ostrowski (Ev. Regionalzentrum Westküste) suchten mit anderen nach Alternativen zu Hartz IV. „Die Kinder leiden darunter am meisten“, sagte Ostrowsik und lenkte den Blick besonders auf die Schülerinnen und Schüler, deren Eltern von Hartz IV leben müssen. „Da ist der Leidensdruck am größten“, sagte sie. Eine Teilnehmerin fragte: „Wie können wir diesen Menschen ihre Würde und ihre Selbstachtung erhalten?“ Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Heide Gabriela Petersen stellte die Notwendigkeit heraus, dass auch Pflege- und Familienarbeit ihrem gesellschaftlichen Wert entsprechend honoriert werden müsse. Im Gespräch mit Ursula Müller vertieften die Teilnehmer die globalen Aspekte und suchten gemeinsam Wege, wie zum Beispiel durch ein verändertes Konsumverhalten der Armut begegnet werden könnte. Große Unterstützung fand auch die Vorstellung, eines internationalen Handelsabkommens, das Nachhaltigkeit zum obersten Ziel hat.

Die Veranstaltung war eine Kooperationsveranstaltung des Evangelischen Regionalzentrums Westküste mit dem Diakonischen Werk, der Frauenbeauftragten der Stadt Heide und dem Nordelbischen Frauenwerk.
„Wir haben ein Thema mit einer großen inhaltlichen Spannbreite von der Globalisierung bis hin zu den Auswirkungen auf das Leben von Menschen, die hier bei uns von Hartz IV leben müssen, aufgenommen,“ so Elisabeth Ostrowski. Der Abend habe eine Basi für die Weiterarbeit am Thema geschaffen. „Wir werden die Themenschwerpunkte in ihrer Bedeutung für unsere Region hier vor Ort ausloten und streben an, weitere Veranstaltungen und konkrete Aktionen folgen zu lassen.“

Bei allem Ernst und trotz der Schwere dieses Themas sorgte das Duo „Generationenkomplott“, bestehend aus Gisela Marx und Dorrit Bauerecker auf und sorgte mit einer Revue über 100 Jahre Frauenbewegung für Unterhaltung. Bilderstrecke (Text und Fotos: Inke Raabe)

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