Wie ein Anker im Meer der Fremde

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Wie ein Anker im Meer der Fremde

Natalia Jutschkow begleitet Asylsuchende beim Start in Dithmarschen

Dithmarschen – Asyl und Gastfreundschaft sind keine Erfindungen der Neuzeit. Schon die Bibel schreibt vor 2500 Jahren: „Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten, und du sollst ihn lieben wie dich selbst“. Grund genug für das Diakonische Werk (DW) Dithmarschen, sich um Menschen, die von weit her kommen, zu kümmern. Mit Natalia Jutschkow ist das Team der Migrationsberatung um eine engagierte Fachkraft reicher – ihre Aufgabe ist es, den Neuankömmlingen in der fremden Heimat Dithmarschen den Start zu erleichtern.

Natalia Jutschkow ist selbst eine Neubürgerin. Sie kam als Spätaussiedlerin aus Kasachstan hierher und lebt seit 2005 in Dithmarschen. „Ich weiß, wie das ist“, sagt sie. „Ich war selber fremd, mir sind die Probleme der Neuzuwanderer wohlvertraut.“ Dort hatte sie Studienabschlüsse in Vorschulpädagogik und Psychologie – das Studium wurde nur zum Teil anerkannt, als Lehrerin für Vorschulpädagogik kann sie bei uns nicht arbeiten. Mit Unterstützung des DWs und der Leiterin des Kurzentrums ist sie heute staatlich anerkannte Erzieherin und war drei Jahre im Mütter-Kind-Kurheim Gode Tied beschäftigt.

Natalia Jutschkow betreut erwachsene Alleinreisende und Familien mit erwachsenen Kindern. Den Kontakt mit ihnen stellt die Ausländerbehörde her. „Es sind zurzeit fünf bis zehn Menschen jede Woche“, sagt sie. Und Viktor Schmidt, Leiter der Migrations-Sozialberatung (MSB) ergänzt: „Aber es werden deutlich mehr.“ Viele kommen aus Syrien oder Afghanistan, andere aus Eritrea, Armenien, dem Iran oder dem Irak. 309 Asylsuchende berät das kirchliche Team zurzeit.
„Wir treffen uns immer im Amt, da ist dann auch ein Dolmetscher dabei“, erzählt die Pädagogin. Ihre Aufgabe ist es, die Asylbewerber in ihre Wohnung zu begleiten, zu prüfen, ob alles da ist, was sie brauchen und mit ihnen gemeinsam einen ersten Einkauf im Supermarkt zu wagen. „Sie wissen ja nicht, wie Mehl oder Zucker aussehen“, sagt sie. Es ist wichtig, ihnen zu zeigen, wie Lebensmittel und Hygieneartikel sortiert sind, damit die Anwärter sie nicht aus Versehen verwechseln. Oft ist ein erster, gemeinsamer Arztbesuch nötig. Natalia Jutschkow zeigt ihnen die Tafeln und die Kleiderkammern der AWO und der HOELP, damit sie sich kostengünstig versorgen können. Sie hört ihre meist traurigen Geschichten, viele sind traumatisiert, und die 40-Jährige scheint ihnen wie ein Anker für ihr kleines Schiff in der unruhig gewordenen See ihres Lebens. „Kommst du wieder, Natalia?“, werde sie oft gefragt. „Ja, ich komme wieder“ – sie kommt wieder, bis der Hafen in Sicht ist. Und der nächstliegende Hafen, das ist die Aufenthaltserlaubnis. Dann dürfen die Asylbewerber an Integrationssprachkursen teilnehmen, dann haben sie Rechte und Pflichte in diesem Land, dann dürfen sie bleiben und sich hier beheimaten.

Zusätzlich zu dieser Aufgabe betreut Natalia Jutschkow ein Projekt, das bei der Anerkennung von im Ausland erworbenen Diplomen und Zeugnissen helfen will. Denn nicht selten sind die Asyl-Anwärter hochqualifiziert wie sie. Es ist nicht nur für die Betroffenen traurig, wenn sie nicht in ihre Berufe zurückkehren können, es ist auch töricht, wenn unsere Gesellschaft die zahlreichen Qualifikationen nicht nutzt. Da muss in der Gesetzgebung noch nachgebessert werden, da müssen qualifizierte Hilfen geschaffen werden, damit die Migranten tun können, wozu sie hergekommen sind. Denn: Sie wollen ihren Beitrag leisten für dieses Land, sie wollen sich integrieren, sie wollen arbeiten. Ihnen das zu ermöglichen, dazu leisten Natalia Jutschkow und das Team vom DW einen wichtigen Beitrag.

Info: Um den Asylsuchenden zu einem guten Start in unserem Land zu verhelfen, arbeiten die Mitarbeitenden der MSB eng mit dem Kreis Dithmarschen zusammen. Die MSB ist auf ehrenamtliche Hilfe angewiesen. Migranten haben, solange sie keine Aufenthaltserlaubnis haben, keinen Anspruch auf Sprachförderung. Kirchengemeinden und MSB organisieren darum Sprachkurse, Sprachcafés und Sprachpartnerschaften für die Neuankömmlinge.

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